Eine Woche ohne Strom, fließendes Wasser, Bett und Spiegel liegt hinter mir. Aber eine gute Woche…

Das Camp, an dem ich teilgenommen habe, war eine Art kultureller Austausch zwischen zwei der Stämme, die sich Anfang des Jahres nach den Wahlen gegenseitig umgebracht haben, Kikuyu und Kaledjen. Die Kikuyu sind einer der großen Stämme hier in Kenya. Von den vier Jungen, mit denen ich zusammenlebe, sind zwei Kikuyu. Der andere Stamm kommt aus Rift Valley, also aus der Steppe, wo sie sehr zurückgezogen und ländlich leben. Es ging darum, dem jeweils andern Stamm zu zeigen, was für eine Kultur der eigene Stamm hat, so dass deutlich wird, dass alle Unterschiede in der verschiedenen Tradition liegen. So sollte Freundschaft und eventuell sogar Liebe wachsen (nahezu alle Teilnehmer waren Single, das wurde wieder und wieder erwähnt).

Aber erstmal zu Nyerie, Nyerie liegt in der Central Province, was heißt das es im Moment extrem kalt und regnerisch ist, perfekte Bedingungen also zum campen. Fünf Leute in einem Zelt, auf dem Boden, nur in Schlafsäcken… Alles was es an sanitären Anlagen gab, waren zwei Plumsklos und ein Regenwassertank, aus dem Wasser abgekocht wurde… Sehr neue und ungewohnte Bedingungen… Zum Glück stand der Kälte und den Umständen die Lebensart der anderen Teilnehmer entgegen, alle sind so unglaublich freundlich und hilfsbereit, das ist echt überwältigend, wo auch immer man hinkommt, egal wie arm die Besuchten sind, immer wird Essen in Hülle und Fülle angeboten und es gilt als Beleidigung, es abzulehnen…

Dazu kommt, dass alle es unglaublich toll finden, einen Weißen zu beherbergen, zu grüßen und mit ihm zu reden… Manchmal etwas anstrengend, vor allem weil alle davon ausgehen, dass ich mindestens Millionär sei, deshalb ist es immer etwas schwer zu sehen, wer einfach nett ist und wer Geld von mir möchte… Muss mich erst an das ganze Betteln gewöhnen. Und an einiges andere auch, zum Beispiel an das Essen, den omnipresenten Tee oder das Schlachten von Ziegen (Alleine in der Woche wurden sechs Ziegen von uns, also mitten im Camp, geschlachtet)…

Der Gottesdienst war sehr lebendig, leider auf Kikuyu und Swahili gehalten, was heißt, dass ich nicht wirklich viel verstanden habe. Auch sonst stellt die Sprache einiges an Hindernis dar, viele Menschen hier denken, Englisch ist unverständlich, wenn ein Weißer es spricht, also beschränken sich die meisten Gespräche auf leicht verständliches oder eben das, was ich auf Swahili gelernt habe (nicht viel, wirklich…).

Habe mich ordentlich erkältet, bin grade in der Kirche vor Ort, in Nairobi, werde morgen mehr schreiben, wenn das Internet klappt. Ganz liebe Grüße an euch alle, ich denke an euch und bete für euch, Vielen Dank auch für all die Mails und Kommentare hier, tut sehr gut von euch zu hören. Wenn ich nicht sofort antworte, liegt das an der miserablen Internetverbindung und daran, dass ich grade nicht immer so viel Zeit finde, aber ich werde mich noch bei allen melden!!!! Fotos hochladen klappt nur begrenzt, morgen probiere ich es nochmal…

Euer Jonas

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